Wer sich für die Formel 1 interessiert, kennt den Shanghai International Circuit, wo seit 2004 der Große Preis von China – den ich vier Tage zuvor ausgelassen habe – ausgetragen wird. Die ungewöhnliche Streckenführung soll dem Schriftzeichen shàng 上 nachempfunden sein.
Raus an den Stadtrand
Sonniger Tag, Smog überschaubar, also ab zur Metro-Station um die Ecke und mit der Linie 11 nach etwa einer ¾ Stunde Fahrzeit direkt an den Ring, der sich ca. 25 km außerhalb der Innenstadt im Stadtteil Jiading befindet. Schon beim Aussteigen sind mir die guten zweisprachigen Beschilderungen und eleganten Grünanlagen aufgefallen, was in Shanghai, besonders in der Zone außerhalb des Zentrums so nicht üblich ist. Der Eingang war nicht schwer zu finden, einfach den Arbeitern nach, die noch mehr oder weniger fleißig dabei waren, die Reste vom Formel 1 Wochenende zu beseitigen.
Der Portier erklärte mir auf chinesisch, dass ich an den Empfangsschalter sollte, wo mir die nette Dame auf chinesisch erklärte, dass ich ein Ticket benötige und hier niemand englisch spricht. Auch gut. Weil Timing alles im Leben ist, habe ich mich natürlich gleich angehängt und war auch schon Teil einer auf chinesisch geführten Tour durch den Prestigebau. (Falls sich jetzt jemand fragen sollte, ob ich chinesisch kann – nope.)
Ich muss an dieser Stelle vielleicht gleich vorwegnehmen: Nein, ich bin nicht auf der 5,451 km langen Rennstrecke gelaufen. China ist in den meisten Bereichen sehr heikel, was das Thema Security betrifft. Dass ich als „Foreigner“ nicht einfach mal nach Belieben über den Ring strawanzen werde, hatte ich im Vorfeld schon vermutet, zumal das auch am Red Bull Ring in Österreich nicht möglich ist.
Mit dem Guide ging es dann auf die Start-Ziel-Tribüne, ins gigantische Media Center und ins absolut entzückende Fahrerlager, eines der modernsten in der F1. Dass die Anlage als Meilenstein des Tiefbauingenieurwesens in ein Sumpfgebiet gebaut wurde, wird hier ersichtlich. Die einzelnen Glasbungalows der Teams sind als traumhafter Park auf Pfahlbauten angelegt. Um die Fahrbahn bei starken Regenfällen zu entwässern, wurden große Speicherseen in der Nähe des Fahrerlagers angelegt, die bei Bedarf mit anfallendem Regenwasser gefüllt werden.
Die weitläufig flache Ebene ist eigentlich nicht außergewöhnlich, solche Landschaftsbilder kenne ich auch von Circuits wie dem Pannonia- oder Slovakiaring. Diesbezüglich ist eigentlich der Red Bull Ring in der Steiermark die spannende Ausnahme, mitten in die alpin-rurale Gegend gebettet.
Gejoggt wurde am Ende außerhalb der Anlage bei hochsommerlichen 28°C, aber auf jeden Fall getreu unseres Credos: Wir laufen dort, wo die F1 fährt.
Go ahead, Brigitte
>>> Mehr Fotos in der Galerie weiter unten
Fotos: © Brigitte Lechner